In der noblen Mittelklasse hat Lexus mit dem NX eine elegante Alternative zu BMW X3 und Mercedes GLC im Programm. Natürlich mit Hybridantrieb. Was kann das Edel-SUV? Und wie sparsam ist es? ADAC Test, Daten, Fotos.
Lexus NX 350h Hybrid mit 244 PS im Test
Sparsamer Motor: 6,6 Liter Durchschnittsverbrauch im Test
Eher komfortabler Gleiter als sportliches Fahrzeug
Durchhaltevermögen hat sie, die Marke Lexus. Ginge es nach den reinen Verkaufszahlen, müssten die Buchhalter des noblen Toyota-Ablegers eigentlich schon längst den Daumen gesenkt haben: Dauerhaft 0,1 Prozent Marktanteil dürfte nicht das Ziel gewesen sein, als Lexus 1990 an den Start ging. Doch wie so oft geht es ums Image: Toyota leistet sich daher den Luxus, auch auf dem deutschen Premium-Markt präsent zu sein.
Der kleinen, aber treuen Fangemeinde ist das nur recht. Schließlich erwirbt sie ein Auto, das nicht jeder hat und sich von der Masse abhebt.
Der vom ADAC getestete Lexus NX ist das derzeit meistverkaufte Modell, das in der SUV-Mittelklasse mit BMW X3, Mercedes GLC, Audi Q5 und Volvo XC60 konkurriert. Sehen lassen kann sich der NX mit seinen eleganten Linien und dem extrovertierten Kühlergrill in Form eines X jedenfalls allemal.
Lexus NX 2022 mit idealer Einstiegshöhe
Auch innen. Das Einsteigen gelingt wegen der weit öffnenden Türen und der angenehmen SUV-typischen Einstiegshöhe sehr komfortabel. Der Fahrersitz befindet sich in der niedrigsten Stellung knapp 60 Zentimeter über der Straße, was für die meisten Körpergrößen perfekt ist. Einmal Platz genommen, fällt das sehr wuchtige, wie aus dem Vollen geschnitzte Armaturenbrett auf, aber auch die sehr gute Verarbeitungsqualität. Das co*ckpit wirkt mit vielen aufgeschäumten Kunststoffen sehr edel, es herrscht eine gediegene Atmosphäre.
Bis man sich im co*ckpit zurechtgefunden hat, dauert es nicht länger als bei der Konkurrenz: Die vielfältigen Einstellmöglichkeiten sind im 14-Zoll-Touchscreen, der in der Höhe gut positioniert ist und sich leicht zum Fahrer neigt, sinnvoll gebündelt. Das System verfügt – anders als bei vielen Konkurrenten – über einen Drehregler zur Lautstärkeneinstellung sowie über Schnellwahltasten für grundlegende Klimafunktionen. Obendrein sind zwei haptische Temperatur-Drehregler in das Display integriert. So soll es sein.
Wenig Gedanken müssen sich die Interessenten um die Ausstattung machen. In der getesteten Luxury-Version ist so ziemlich alles an Bord, was man in einem Lexus erwartet: Elektrisch verstellbare Ledersitze, Navi, Head-up-Display, elektrisch öffnende Heckklappe, schlüsselloses Zugangssystem, Sitzheizung hinten, Apple Carplay und Android Auto sowie ein eindrucksvoll klingendes Mark-Levinson-Soundsystem.
Bildergalerie: Innenraum und Details
Nur Durchschnitt: Der Kofferraum des Lexus NX
In der ersten Reihe ist das Platzangebot des 4,66 Meter langen SUV sehr gut: Bis 1,95 Meter große Personen finden vorn ausreichend Platz, eingeengt fühlt man sich hier nicht. Hinten sieht es etwas anders aus. Sind die Vordersitze auf 1,85 Meter große Personen eingestellt (ADAC Standardwert), ließen sich zwar die langen Beine von 2,05 Meter großen Insassen unterbringen. Doch weil die Kopffreiheit nur bis 1,85-Meter-Mitfahrerinnen und -fahrer gedacht ist (Testwagen mit Panoramadach), reicht es eben dann doch nur für den Durchschnittsmenschen. Dazu kommt, dass der Lexus hinten nicht besonders breit ist.
Ebenfalls nicht herausragend groß, aber durchaus urlaubstauglich ist das Kofferraumvolumen des Lexus. Nach ADAC Messungen fasst das Gepäckabteil bis zur Kofferraumabdeckung 400 Liter, umgeklappt und bis unters Dach beladen 1330 Liter. Zum Vergleich: Der BMW X3 schluckt 405 bis 1450 Liter (Messwerte).
Lexus NX 350h Hybrid im Test
Und wie fährt sich der Lexus NX? Leise. Das fällt vor allem auf den ersten Metern auf. Als Antrieb dient ein 2,5-Liter-Benziner im Zusammenspiel mit zwei Elektromotoren, dadurch ist der NX 350h als klassischer Hybrid ausgelegt, der seine Batterie während der Fahrt lädt und nicht wie Plug-in-Hybride extern aufgeladen werden kann. Anfahren, Dahinrollen und Geschwindigkeit halten funktioniert daher rein elektrisch: Der Elektroantrieb ist in diesem Betriebsmodus gar nicht zu hören.
Arbeitet der Verbrenner mit, bleibt er meist ruhig im Hintergrund, solange keine allzu starke Beschleunigung abverlangt wird. Dann jedoch steigt seine Drehzahl erheblich an, verharrt dort und tönt vernehmlich bis in den Innenraum. Ganz abgewöhnen konnte Toyota/Lexus dem Hybridantrieb das typische Aufheulen also nicht. Sonderlich fein wirkt das in einem Auto mit noblem Anspruch nicht unbedingt.
Hybrid mit guten Fahrleistungen
Leistung ist genügend vorhanden: 244 PS Systemleistung sind für einen Spurt in 7,7 Sekunden auf Tempo 100 gut, die Spitze liegt bei abgeregelten 200 km/h. Der kräftige, aber nicht sportlich wirkende Antrieb sorgt für gute Fahrleistungen. Für den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h hat der ADAC 5,1 Sekunden gemessen, von 80 auf 120 km/h vergehen ebenfalls nur 6,1 Sekunden. Flottes und damit sicheres Überholen auf der Landstraße ist somit gut möglich.
Zügig kann man sich beim Abbiegen auch in den fließenden Verkehr einordnen, von 15 auf 30 km/h geht es in 0,9 Sekunden – hier macht sich die Unterstützung durch die Elektromotoren positiv bemerkbar. Dass trotz des sehr kräftigen Antriebsstrangs kein rechter Fahrspaß aufkommen mag, liegt vor allem an der etwas angestrengten Geräuschkulisse bei sportlicher Fahrweise.
Verbrauch: 6,6 Liter/100 Kilometer
Und der Verbrauch? Der hält sich mit im ADAC Ecotest gemessenen 6,6 Litern Super im Schnitt für ein Mittelklasse-SUV wahrlich im Rahmen, auch wenn er keinen Bestwert darstellt. Am wenigsten konsumiert der Lexus-Hybrid in der Stadt, wo die E-Motoren dem Benziner viel Arbeit ersparen: 5,3 Liter können sich im städtischen Umfeld sehen lassen. Gemessene 9 Liter auf der Autobahn dagegen weniger, was einmal mehr beweist, dass ein Hybridfahrzeug kein ideales Fortbewegungsmittel für deutsche Schnellstraßen darstellt.
Dass der Lexus nicht zu den sportlichen Fahrzeugen gehören will, zeigt sich zum einen beim ADAC Ausweichtest, den er sicher, aber freudlos absolviert. Und zum anderen an der leichtgängigen und etwas zu synthetisch wirkenden Lenkung. Der Lenkaufwand hält sich innerorts durch die direkte Auslegung zwar in Grenzen. Handlich wirkt der Lexus in der Stadt aber dennoch nicht, denn mit 12,5 Metern benötigt er viel Platz beim Rangieren.
Enttäuscht hat die ADAC Tester auch der Bremsweg des NX: Die 1,8 Tonnen stehen bei einer Vollbremsung aus 100 km/h erst nach 37,8 Metern. Zum Vergleich: Ein Genesis GV60 (2,2 Tonnen) stoppt nach 34,2 Metern. Gut also, dass der Lexus mit einer sehr guten Sicherheitsausstattung punktet und alle wichtigen Assistenzsysteme an Bord hat.
Preis: Ab 47.600 Euro für die Basisversion
Dynamisch geformt, fein verarbeitet und mit dem bewährten Hybrid-Antrieb von Toyota bestückt, bietet der NX 350h eigentlich alles, was das Käuferherz begehrt: Eine sehr umfangreiche Sicherheits- und Infotainment-Ausstattung, gute Fahrleistungen und einen sparsamen Antrieb. Dabei besticht vor allem das Sound- und Infotainment-System mit top Klang, klarer Bildschirmauflösung, einfacher Bedienbarkeit, und auch die Qualität spielt in der obersten Liga.
Knapp 66.000 Euro sind allerdings ein stolzer Preis (Basisversion mit Frontantrieb 47.600 Euro), der sich noch toppen lässt, wenn man die alternativ angebotene Plug-in-Hybrid-Version NX 450h+ wählt. Sie steht ab 62.200 Euro in der Liste.
Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum Lexus NX 350h als PDF herunterladen
Lexus NX 350h: Technische Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Lexus NX 350h Luxury E-FOUR Automatik (10/21 - 01/23) |
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Motorart | Voll-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 2.487 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 179 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 244 |
Drehmoment (Systemleistung) | n.b. |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 6.000 U/min |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 135 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 6,0 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 545 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.436 l |
Leergewicht (EU) | 1.865 kg |
Zuladung | 515 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 3 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.660 mm x 1.865 mm x 1.670 mm |
Grundpreis | 70.050 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Lexus NX 350h Luxury AWD Automatik |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 5,1 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 37,8 m |
Wendekreis | 12,5 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 6,6 l Super/100 km, 179 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 830 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 67,3 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1842 / 538 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 400 / 820 / 1330 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Lexus NX 350h Luxury E-FOUR Automatik (10/21 - 01/23) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,4 |
Innenraum | 2,7 |
Komfort | 2,5 |
Motor/Antrieb | 1,5 |
Fahreigenschaften | 3,0 |
Sicherheit | 1,4 |
Umwelt/EcoTest | 2,9 |
Gesamtnote | 2,3 |
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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